12.03.2016, 19:00 Uhr Frühlingskonzert Bad Griesbach

Passauer Neue Presse vom 14.03.2016 / Lokales Pocking/Bad Griesbach

Begeisternder musikalischer Start in den Frühling

38. Frühlingskonzert des Sinfonischen Blasorchesters im städtischen Kursaal sorgt mit vielseitigen Darbietungen für stürmischen Beifall

Michael Sester Bad Griesbach.

Es sind diese wenigen Augenblicke atemlosen Staunens, die - bevor der Beifall aufbraust - unbewusstes, aber dennoch höchstes Kompliment für eine musikalische Darbietung signalisieren. Solche Augenblicke gab es einige beim großartigen Frühlingskonzert des Sinfonischen Blasorchesters Bad Griesbach im städtischen Kursaal. Wieder einmal hat das Orchester unter der Leitung von Stadtkapellmeister Hans Killingseder seine außergewöhnliche Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt und wurde dafür mit begeistertem Beifall belohnt.

Schon der Beginn des Konzerts gab vor, wohin die Reise führen würde: Da ist ein technisch bestens ausgebildetes Orchester mit einem voll tönenden, ausgewogenen Orchesterklang und unverkennbar harmonischem Zusammenspiel.

Gefühlvolle Interpretationen Nach dem "Marsch der Vereinten Nationen" von Robert Stolz setzte es gleich zu einem ersten musikalischen Höhepunkt an, zur "Wilhelm Tell Ouvertüre" von Gioachino Rossini. Diese Komposition, dem eidgenössischen Freiheitskampf gewidmet, verknüpft ruhige, fast alpenländische Melodien mit der dynamischen Dramatik eines Gewittersturms im Gebirge, um letztlich mit dem weltbekannten Tell-Motiv die Kavallerie mit fast übermütiger Rhythmik auftreten zu lassen.

Es ist ein großer Verdienst des Orchesters, durch die gefühlvolle, punktgenaue Interpretation Rossinis Gefühlswelten fast greifbar werden zu lassen. Ähnliches gelingt dem Sinfonischen Blasorchester auch beim Prelude zur unsterblichen Operette "Die Csardasfürstin" von Emmerich Kalman, wo Orchestrierung, Arrangement und Intonation die temperamentvoll-feurige Seite der ungarischen Seele auferstehen lassen. Gleich um die ganze Welt führte "Around the World in 80 Days" von Otto M. Schwarz. Der Komponist sah wohl in Jule Vernes Zukunftsroman ein attraktives inhaltliches Gerüst, musikalisch die Stationen einer solchen Reise zu erzählen. Und so führte das Orchester seine Zuhörer von Europa aus über die orientalischen Klänge des arabischen Raums nach Indien. Weiter geht es über Ostasien und den Pazifik in die Neue Welt, und nach einem Blick auf New York läuten Schiffshörner die Fahrt über den Atlantik ein. Ein musikalischer Bericht also, dessen Inhalte so plastisch intoniert werden, dass jede Station in ihrer unverkennbaren Eigenart auflebt.

Grandios dann die beiden Soloauftritte zweier hoch dekorierter Solomusiker. Die 15-jährige Katharina Geroldinger (Querflöte) mit "Rhapsodie for Flute" von Stephan Bulla und ihr Bruder Felix Geroldinger (20, Baritonhorn) mit "Bravoura" von Peter Graham verblüfften, ja begeisterten mit ihrer atemberaubenden Virtuosität und Souveränität. Gerade hier waren sie wieder, die wenigen Augenblicke atemlosen Staunens ob der Selbstverständlichkeit und technischen Perfektion der beiden Solisten, wobei sich dem Zuhörer - aber das nur nebenbei - die Frage stellte: Woher nimmt der Baritonist die Luft? Der ebenso fach- wie sachkundige Moderator des Abends, Markus Hilz, traf den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf, als er meinte, hier reiche es eigentlich nicht mehr, "nur den Hut zu ziehen".

Mit der "20th Fox Fanfare" eröffnete das Sinfonische Blasorchester den zweiten Teil seines Programms, der traditionsgemäß gängigeren, deshalb aber nicht weniger anspruchsvollen Stücken gewidmet ist. Da gab es die weltbekannten James-Bond-Titelmelodien, die Ouvertüre zur "Frühjahrsparade" von Robert Stolz, ein wunderbar swingendes Glenn-Miller-Medley und J.P. Sousas "Highschool Dixie", bei dem sich Ramona Spiel (Klarinette), Gerhard Reischl (Trompete), Andreas Sperl (Posaune), Johannes Greil (Tuba) und Schlagzeuger Tobias Seil als Dixie-Band hervorragend in Szene setzten. Viel Abwechslung also, aber für das Orchester auch Gelegenheit, seine Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit zu beweisen, was beim südamerikanisch rhythmischen Mambo Jambo zum Abschluss noch einmal voll zur Geltung kam.

Hier ein Wort zu Stadtkapellmeister Hans Killingseder: Es ist bewundernswert, wie er alljährlich den Spagat schafft zwischen dem, was seine jungen Musiker spielen möchten, und dem, was das Publikum gerne hört; zwischen musikalischem Anspruch auf höchstem Niveau und gefälligem Melodienreigen. Und dann ist da auch noch seine unaufgeregte, sehr sparsame Art der Orchesterführung. Killingseder verzichtet auf pathetische Gestik, auf weite Bewegungen, wohl wissend, dass sein Orchester auf jede seiner kleinen Gesten sofort reagiert.

Im Sinfonischen Blasorchester hat Bad Griesbach ein musikalisches Pfund, mit dem sich sehr wohl wuchern lässt. Das 38. Frühlingskonzert war dafür wieder einmal ein überzeugender Beweis.

Michael Sester


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